Kunstgeschichte

Blick frei auf Bilder!

Teil 1: Drüber und drunter – picture und image, oder: Was ist überhaupt ein Bild?

Teil 2: Drunter und drüber – der Entstehungsprozess von niederländischen, deutschen und italienischen Tafelbildern im 15. und 16. Jahrhundert

Leitung: Prof. Dr. Jochen Sander, Dr. Helen Barr, Dr. Bettina Marten

Ein zentrales Studienobjekt der Kunstgeschichte ist das Bild – doch was ist überhaupt ein Bild? Und wollten wir diesen Begriff ins Englische übersetzen, müssten wir uns zwischen picture und image entscheiden. Was bedeutet diese Differenzierung – für unser Bildverständnis und für die Kunstgeschichte?  Im ersten Teil des Workshops wird diese Frage im Mittelpunkt stehen und anhand von Werken der zeitgenössischen Bilderwelt diskutiert werden.

Der zweite Teil des Workshops richtet den Blick auf den konkreten Entstehungsprozess von Tafelbildern. Die kunsthistorische Forschung nutzt seit einigen Jahrzehnten intensiv die Möglichkeiten der modernen Gemäldetechnologie wie Röntgenaufnahmen und Infrarot-Reflektographien. Beide Untersuchungsformen bieten einen zerstörungsfreien Blick unter die Gemäldeoberfläche und in den Werkprozess der materiellen Ausführung des jeweiligen Gemäldes. Auf diese Weise erhält der heutige Betrachter die Möglichkeit, dem Künstler nachträglich im Atelier "über die Schulter" zu schauen. Die Analyse der Veränderungen – von der ersten graphischen Vorgabe der unter den Malschichten verborgenen Unterzeichnung über eventuelle Selbstkorrekturen des Malers während der Farbausführung seines Bildes bis hin zu dessen heutiger Oberflächenerscheinung – ermöglicht es, die künstlerischen Gestaltungsabsichten des Malers näher zu bestimmen. Ästhetische, technische, ikonographische oder funktionale Aspekte können hier eine Rolle gespielt haben. Doch auch die nachfolgende Nutzungs- und "Lebensgeschichte" eines Gemäldes ist häufig bewegt gewesen und hat zu Veränderungen und Manipulationen geführt, die wiederum mit Hilfe der Gemäldetechnologie entdeckt und inhaltlich gedeutet werden können.

Die erst kürzlich neu aufgestellte Altmeisterabteilung im Städel Museum bietet die Möglichkeit, eine Reihe von Bildern gemeinsam genauer anzusehen und unter Heranziehung der entsprechenden gemäldetechnologischen Untersuchungsdokumente mit Blick auf ihren Herstellungsprozess und ihre nachfolgende Funktionsgeschichte zu untersuchen. Es geht mit Werken von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Lucas Cranach d. Ä., Hans Holbein d. J., Altobello Melone, Peter de Kempeneer und anderen um Highlights der Städel-Sammlung. (Im Bild die Lucca-Madonna von Jan van Eyck, die um 1437 entstanden ist. Quelle: Städel Museum)

Dieser Workshop wird in Zusammenarbeit mit dem Städel Museum durchgeführt und findet zum Teil dort statt.

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